Feuchte Früchte

Nein, es geht hier, bedaure, nicht um Anzüglichkeiten.

Vielmehr um das, was die Franzosen „Fruits de Mer“, also Früchte des Meeres nennen. Wir kennen das auch einfach als Meeresfrüchte. Der Gatte fragt mich gelegentlich: Wollen wir mal wieder Obst essen? Und ich weiß, was er meint.

Es handelt sich dabei aber eben nicht um Obst, sondern um Tiere oder zumindest um Lebewesen, die so etwas wie einen Organismus besitzen.

Ich selbst habe hier keinerlei Berührungsängste – ich liebe Austern und habe so ziemlich alle Muschelarten, die man in Frankreich auf dem Markt kaufen kann, probiert. Und die eine oder andere Vergiftung überlebt. Das gehört dazu. Im Gegensatz aber zu einer Fischvergiftung, nach der ich Loup de Mer nicht einmal mehr ansehen kann, ohne einen Würgereiz zu bekommen, mag ich Muscheln immer noch. Die blauschwarzen Miesmuscheln, die würzigen Stabmuscheln, die absurd preiswerten Hundsmuscheln (Amandes de mer) und Venusmuscheln (Palourdes), die so wunderbar zu Pasta schmecken. Ganz zu schweigen von den köstlichen Saint Jaques-Muscheln mit ihrem leuchtenden Corail (das in Deutschland leider meist entfernt ist).

Zudem kann man in Frankreich wunderbare lebende Tourteaux (Taschenkrebse) kaufen, daneben Araignes de mer (Meeresspinnen) – beides preiswert und ganz wunderbar im Geschmack und einfach zuzubereiten.  Sehr köstlich, aber in Deutschland kaum, und schon gar nicht zu dem Preis, zu bekommen.

Worum es hier aber heute geht, ist etwas anderes: um Pulpo. Kalmar. Tintenfisch. Krake. Lecker.

Seit einem kleinen Flirt mit einem Kalmar im Aquarium von Biarritz habe ich einen  enormen Respekt vor diesen eleganten, wendigen, schnittigen Tieren. Die wunderbaren Bewegungen, die sie mit ihren Armen vollführen können und die Kapriolen ihrer ballonartigen Körper sind beeindruckend. Und: Sieht man sie einmal in ihrem Element und sieht ihre Augen, weiß man: Da ist jemand zuhause.

Aber, ich gestehe es hier: Ich esse sie auch einfach gern. Ihr zarter Geschmack, die butterweiche Konsistenz – das ist einfach ganz große Kulinarik.

Unten ein Rezept aus Katalonien, hier harmoniert die Cremigkeit des Kraken ganz köstlich mit den Kartoffeln, die mit Rauchpaprika gewürzt sind, und den zarten Beluga-Linsen.

Den Pulpo am besten immer frisch kaufen, ist etwas teuer, lohnt sich aber. Er sollte weiß-rosa aussehen und glänzen. Und: es ist kein Fisch und er sollte auch nicht so riechen. Er braucht seine Zeit, um zart zu werden, lassen Sie ihn bei mittlere Hitze so um die 1,5 Stunden köcheln, je nach Größe auch länger. Ein Zahnstocher sollte leicht durch das Fleisch gleiten – dann ist er genau richtig.  Für zwei Personen sollten es schon so um die 800 Gramm sein.

Trinken Sie einen trockenen Weißwein dazu, ein Meursault passt großartig. Aber auch ein reinsortiger Chenin Blanc von der Loire ist sehr fein – wenn Sie einen bekommen: ein Savènnieres aus der Gegend von Angers ist perfekt.

Pulpo auf Katalanische Art

Pulpo auf Katalanische Art

Gang: HauptgerichtKüche: SpanischSchwierigkeit: Einfach
Portionen

4

Portionen
Zubereitungszeit

30

Minuten
Kochzeit

1

Stunde 

30

Minuten

Zutaten

  • 1 frischer Pulpo, ca. 1,5 kg

  • 1 kg kleine Kartoffeln

  • 250 g Beluga Linsen

  • 1 große rote Zwiebel

  • 2 weiße Zwiebeln

  • 6 Zehen spanischen Knoblauch

  • Salz, Pfeffer, spanisches Rauchpaprika

  • Olivenöl

Zubereitung

  • Den Pulpo in einem Topf mit kaltem Wasser bedecken, 2 weiße, geschälte und geviertelte Zwiebeln sowie 2 Zehen Knoblauch hinzufügen und bei mittlerer Hitze ca. 1,5 Stunden köcheln lassen. Der Pulpo ist gar, wenn man einen Zahnstocher leicht in das Fleisch schieben kann.
  • In der Zwischenzeit die Belugalinsen in einem Topf mit kaltem Wasser aufsetzen und bei mittlerer Hitze kochen, bis sie gar sind (ca. 10 Minuten).
    Abtropfen lassen. In einer Pfanne mit Olivenöl die klein geschnittene rote Zwiebel und 2 Zehen Knoblauch (klein gehackt) andünsten. Die Linsen hinzufügen und mit Salz und schwarzem Pfeffer würzen.
  • Während der Pulpo noch köchelt, die Kartoffeln ungeschält in mittelgroße Stücke schneiden und in eine Auflaufform geben. Olivenöl dazugeben und Meersalz untermischen. Im Backofen bei 220 Grad ca 20 Minuten, auf jeden Fall aber so lange, bis sie leicht gebräunt und zart sind, backen. Zum Ende des Backvorgangs das Rauchpaprika untermischen, 1 TL oder je nach Belieben, man sollte es aber deutlich schmecken können. Zusammen mit den Linsen warmstellen.
  • Den fertig gekochten Pulpo abgießen und abtropfen lassen. In einer Pfanne Olivenöl erhitzen, Knoblauch hinzufügen und leicht andünsten. Dann den in mundgerechte Stücke geschnittenen Pulpo in die Pfanne geben, einige Minuten anbraten, salzen und pfeffern.
  • Auf jedem Teller Pulpo, Kartoffeln und Linsen anrichten, ggf. noch einen Spritzer Olivenöl hinzugeben.